Ok, vielleicht sollte ich noch einmal erklären,

was das mit der Red.Line.Challenge alles eigentlich soll, warum ich das mache und was ich damit erreichen möchte. Ich fange aber mal damit an, was ich damit NICHT erreichen möchte, damit ich einigen schon zu Beginn den Wind aus den aufgeblähten Meinungssegeln nehmen kann. Es geht mir nicht darum „linksgrünversifften“ Träumereien nachzujagen. Es geht mir nicht darum, für offene Grenzen zu werben oder im Sinne von „Wir schaffen das“ Don Quijote artig durch die Lande zu ziehen. Es geht mir auch nicht darum, im Geiste der „Bahnhofsklatscher“, realitätsferne Wunderländer zu erträumen. Ich möchte nicht, dass jeder, der auf der Flucht ist nach Deutschland kommt und ich erwarte nicht, dass Deutschland jedem hilft, der flüchtet. Das wäre alles utopisch.

Auch wenn ich phantastische Literatur mag, versuche ich meine „Träumereien“, wenn man sie so nennen möchte, immer so zu interpretieren, dass im besten Fall ihr Kern sichtbar wird.

Im Falle dieser Challenge ist der Kern der Sache die Flucht und die Menschen, die fliehen.  So wie die weder Heimat, noch Partei haben, in dem Moment, in dem sie fliehen, möchte ich keine Ideologie meine Heimat nennen, wenn ich auf der Reise bin. Das heißt, ich fahre nicht planlos, nicht blauäugig, nicht naiv. Ich fahre geplant ins Blaue und erwarte das Unerwartete. Es ist möglich, dass ich auf der Reise meine Meinung über Dinge ändere, dass ich zu manchen Dingen überhaupt erst eine Meinung bilden muss usw. Reisen ist ein Prozess, deshalb habe ich mich dafür entschieden, das so zu machen. Ich habe mich dafür entschieden, das so zu machen, weil ich der Meinung bin, dass man die Dinge tun muss, von denen man glaubt, dass sie getan werden müssen, andere tun das nicht für einen.

Corona und die damit verbundene Pause in vielen Dingen hat mich zum neu nachdenken angeregt.

Mir hat diese Zeit klar gemacht, dass die Freiheiten, die jeder einzelne von uns privilegierten Menschen hat, eigentlich zu kostbar sind, um sie nur für uns allein zu gebrauchen. Mir ist auch klar geworden, wie schnell Freiheiten verloren gehen können. Ich habe nur das eine Leben und ich möchte es gerne versuchen sinnvoll zu nutzen. Diese Sache, die Red.Line.Challenge, die für mich eine Mischung aus vielen Herausforderungen darstellt, bleibt in ihren Ausmaßen etwas kleines, aber sie ist für mich selbst von großer Bedeutung, weil ich sagen kann, dass ich mir meine Meinung zu diesem Thema, das ich für das wichtigste unserer Zeit halte, wirklich erarbeitet habe. Ich habe sie nicht einfach bezogen, wurde nicht belabert von Demagogen oder von Optimisten hoch- und von Pessimisten wieder runtergezogen. Die Idee kam aber auch nicht vom Himmel geflogen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit dem Thema Politik ununterbrochen hadere und wer schon mit mir diskutiert hat, weiß, wie beharrlich ich sein kann. Diese Beharrlichkeit ist letztlich aber auch sehr fordernd und ich möchte diesem inneren Gefühl, dass mich immer wieder antreibt mich politisch zu ereifern, eine Plattform geben, so kann daraus vielleicht noch etwas sinnvolleres erwachsen, als eine Kneipendiskussion. Überhaupt finde ich, dass Diskussionen Meinungen voraussetzen, die wirklich geBILDET wurden. Eine Diskussion profitiert nicht unbedingt davon, schon gesagtes zu wiederholen. Sie schreitet nicht voran oder endet gar, wenn wir nur rezitieren. 

Ich kenne aber auch einen Bereich, in dem Meinung selten eine Rolle spielt und das ist die Gesundheit. Ich bin seit 13 Jahren in der Gesundheits- und Krankenpflege tätig, habe viele der Bereiche dort gesehen, viele Einrichtungen, viel Elend, aber auch so manche Heilung und immer viel Hoffnung. Ob du gesund bist oder krank, entscheidest du nicht selbst. Den Erregern und Krankheiten ist egal, wer du bist, das hat Corona ja gezeigt. Du kannst der Meinung sein, du seist nicht krank, das geht. Du kannst auch der Meinung sein, dass du niemals stirbst. Auch das geht. Man kann sogar behaupten, in Schulen könne man sich nicht mit irgendwas anstecken. All das geht. Aber letztlich wirst du mit der Meinung ziemlich alleine stehen und doch krank sein und doch sterben müssen und auch in Schulen wird man weiterhin krank werden.

Gesundheit und Krankheit scheißen auf Meinungen.

Manchmal denke ich, die Welt ist einfach krank und die geflüchteten Menschen, die Umweltzerstörung und der Klimawandel sind ein ernstes Symptom (nicht despektierlich gemeint). An der Stelle kommt dann aber doch die Meinung ins Spiel. Ich muss eben eine Meinung dazu haben, wie ich eine Krankheit behandle, wie ich mit den Symptomen umgehe. Ich persönlich empfinde es so, als seien die rechten Faschisten, egal welcher Nationalität, in dieser Frage meinem Opa nicht unähnlich. Opas gehen nicht zum Arzt, sie behandeln selbst mit der Feuerzange und alles andere ist Firlefanz. Eine Art mit Krankheiten umzugehen, die garantiert alles schlimmer macht. Garantiert. Schon oft erlebt. Die linken sind die, die wegen jedem Schnupfen den Doktor rufen wollen. Auch Quatsch. Man muss nicht auf alles die Hand halten.

Man sollte, wie immer in der Medizin, auf den Körper hören,

Der weiß, was zu tun ist und sendet Signale. Die Toten im Mittelmeer sind solche Signale! Ich hoffe sehr, dass man noch ernsthaft nach einem geeigneten Mittel dagegen sucht in Europa. Es kann so einfach nicht weitergehen. Ich bin nur Krankenpfleger. Ich bin kein Arzt. Mein Anspruch ist es nicht das Heilmittel hier zu finden, mein Anspruch ist es nur die Symptome etwas zu lindern, die sind offensichtlich akut genug. Was ich mit meiner Challenge erreichen möchte, ist nicht mehr, als das Pflaster ein wenig stabilisieren, was im Moment notdürftig auf der Wunde „Flüchtlingskrise“ klebt. Dieses Pflaster besteht aus vielen Hilfsorganisationen und ein paar davon möchte ich einfach unterstützen und das geht nur mit eurer Hilfe. Ich hoffe wirklich, dass es ein paar Leute gibt, die das ganze als das verstehen, was es ist und dass pro Helfen nicht als contra irgendein Scheiß, eine Ideologie, Religion, Staat oder sonst was verstanden wird. Pro Hilfe, ohne Contra, ohne politisches Ziel. Krankenversorgung, Betreuung, Pflege, Entwicklung von Perspektiven, die nicht zwingend EU heißen müssen. Es muss klar kommuniziert werden, nicht gewaltsam. Dafür bräuchte es Freiheiten, die wir geben können, wenn wir offener diskutieren würden. Einfach ein bisschen Cool down beim diskutieren. Nicht immer ist der erste Gedanke auch der richtige. Kritik ist immer gut. Es ist wichtig, sie anständig zu formulieren und noch wichtiger, sie zunächst einmal anzunehmen. daran arbeite ich schon mein Leben lang, aber ich glaube einfach, das ist eine wichtige Grundlage für jeden Diskurs und ich glaube, ich muss das schon deswegen sagen, weil es um geflüchtete Menschen geht und das Thema unheimlich, politisch und menschlich, negativ triggert. Leider.


 Es geht zum Beispiel um diese Menschen in Booten. Sie sind leider oft krank oder verletzt nach so einem Höllenritt.

https://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/studie-vom-iab-rund-7000-euro-kostet-die-einfache-flucht-14536901.html

Seenotrettung ist leider immer dann nötig, wenn Menschen zu ertrinken drohen und das passiert oft. Oft kommen sie aus Libyen.