Homosexualität ist eine häufige Fluchtursache. Ich kenne einige „Horrorgeschichten“, die leider genau das nicht sind „Geschichten“.  Sie sind in den meisten Fällen mehr als eine Geschichte. Sie sind die nackte Wahrheit und damit die Realität vieler Menschen. Selten sind diese Realitäten leider nicht, aber es wird selten über sie gesprochen. Es sind einfach…

Geschichten, die niemand erzählen möchte.

Ich kenne z.B. die Geschichte von jemandem, der in Afghanistan gezwungen wurde, unter Folter, zu bestätigen, dass seine Nachbarn schwul seien und anschließend wurde er Zeuge von deren Ermordung. Er sollte Steine auf sie schmeißen, obwohl sie schon tot waren. Eigentlich waren die Männer befreundet, vielleicht war er auch selbst homosexuell, das weiß ich nicht. Seine Angst war riesig. Er floh aus Afghanistan und kam nach Deutschland.

Ich kenne die Geschichte von jemandem, der von seinen eigenen Brüdern in Syrien mit dem Tode bedroht wurde, bis er sich bereit erklärte, eine Elektroschocktherapie zu machen. Die Therapie hat natürlich nichts an seinen sexuellen Neigungen verändert, aber er wurde vorsichtiger. Er hatte ständig Angst, bis er floh. Er schaffte es bis nach Deutschland, weil er anders einfach nicht mehr konnte.

Viele erinnern sich bestimmt noch an die Geschichten aus Raqqa, der IS- Hauptstadt, in der man Homosexuelle von Hochhausdächern geschmissen haben soll.

Solche Dinge sind grausam und sie sollten nicht passieren, denn gequälte Menschen können vielleicht nie wieder Teil der Gesellschaft sein und auch wenn das das Ziel dieser Quälereien ist, so ist es doch ein Fehler!

Es gibt keine Gesellschaft ohne Homosexualität. Keine.

Nicht selten sind es Homosexuelle, die sich sozial engagieren, die arbeiten während sich andere um ihre Kinder kümmern oder die einfach eine andere Sichtweise auf die Welt mitbringen, die nicht selten mit Ideen und Kreativität dafür sorgen, dass eine Gesellschaft vorwärts kommt. Die Probleme, die Homophobe mit Homosexualität sehen, sind oft tatsächlich irrationale Ängste oder eben Probleme, die sich daraus ergeben, dass ein Mensch sich von Kind an ungeliebt, ungewollt und unerwünscht fühlt. Solche Menschen sind sicher psychisch stark belastet und das macht Probleme, nicht ihre sexuelle Orientierung, die auf Augenhöhe zwischen zwei selbstständigen Menschen stattfindet und keine andere Interpretation zulässt.

Warum der Regenbogen einen Unterschied macht…

Vor kurzem habe ich eine Dokumentation zu dem Thema gesehen, die in Tschetschenien gedreht worden ist. Es wird gezeigt, wie gewaltsam Menschen behandelt werden, die wehrlos sind, nichts getan haben und die verzweifeln, so sehr, dass sie sich während der Dokumentation die Pulsadern aufschneiden.

Flucht (auch zu uns) aufgrund von Homosexualität muss möglich, muss legal sein.  Diese Menschen können, je nach Regime, nicht darauf hoffen, irgendwo in ihrem Land jemals sicher zu sein. In Ungarn will man verbieten, dass man zum Thema Homosexualität ausreichend aufklärt und das ist oft der Anfang einer langen Kette von Problemen. Problemen, die schon immer zu dem selben Ergebnis geführt haben: Es leiden und sterben unschuldige Menschen.

Die Debatte darüber, ob Homosexualität „gefällt“ oder nicht,

ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. An dieser Stelle, sollte auch jedem geflüchteten Menschen klar sein, dass das Existenzrecht homosexueller Menschen genauso wenig zur Debatte stehen darf, wie das geflüchteter Menschen oder anderer Minderheiten. Alles Menschen, die aus  fadenscheinigen Gründen verfolgt werden. Und noch werden solche Minderheiten in Europa geschützt und das ist gut so. Dieser Schutz schließt ganz klar auch homosexuelle Menschen ein, die in Kulturen aufwachsen, die noch der Meinung sind, man müsse homosexuelle Menschen töten. Sie haben noch nicht erkannt, dass Homosexualität auch menschlich und gar nicht gefährlich ist. Homosexualität gehört oft noch zu den…

Geschichten, die niemand hören möchte.

Aber wie bei den Geschichten, die niemand erzählen möchte, sind eben auch diese schwulen oder lesbischen Lebensgeschichten oft nicht weniger, als die ungeschminkte Wahrheit. Man kann sie verschweigen. Man verschweigt sie noch oft, aber ändert das etwas an der Tatsache? Ich hoffe, dass es ähnlich, wie bei den Rechten der Frauen auch hier, irgendwann überall, eine Entwicklung hin zu mehr Freiheit geben wird. Irgendwann. Man wird es nicht mit dem Brecheisen erzwingen können, so viel ist klar.

Gute Dokumentation.