Quer durch die Welt.

Was von Moria übrig blieb…

Heute war ich mit Ursula in dem Bereich unterwegs, wo noch bis letztes Jahr das Lager Moria gestanden hat. In diesem Lager waren zu Höchstzeiten etwa 17.000 Menschen untergebracht. Für mich war diese Zahl schon vorher unvorstellbar, jetzt ist sie einfach nur unbegreiflich für mich. Wie konnte die EU das zulassen, wie Griechenland das verantworten und vor allem, welches Recht hat man noch, nach dieser Art der Unterbringung die angeblich „illegale“ Migration zu kritisieren?

Hier stehen wir vor dem ehemaligen Laden des Lagers, der, wie alle anderen Gebäude auch komplett zerstört wurde.

Das Lager war riesig. In Deutschland würde man beinahe von einer Kleinstadt sprechen.

Was mir als erstes auffiel war, dass Hitze und Trockenheit diesen Ort beherrschen und dass deshalb Boden und Vegetation nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein Zeltlager bieten. Außerdem ist das Gelände abschüssig und musste zum Teil notdürftig durch Mauern befestigt werden, damit dort überhaupt Zelte aufgestellt werden konnten.

Das noch bewohnte Lager. Man erkennt das gelbe Haus der Organisation „Movement on the Ground“ das ich auch noch sehen konnte.

Das gelbe Haus war eine Zentrale einer der vielen NGOs, die damals, wie heute, die Geflüchteten betreut haben.

Viel mehr als einige der Häuser sind von dem Lager auch nicht geblieben, wüsste man nicht, dass es dort war, man würde es nicht vermuten. Man würde sicher nicht vermuten, dass auf diesem Hügel einmal eine ganze Kleinstadt untergebracht war. Ich war sehr dankbar, dass ich diese Tour mir Ursula machen konnte, denn sie kennt sich aus und war selbst oft genug dort, um zu wissen, wovon sie redet. Sie hat die Straßen gesehen auf den tausende herumirrten, als das Lager brannte und auch noch Tage danach. Die Polizei Zwang sie umgehend in das neue, provisorische Lager,  die Zustände dort zu Beginn eine Katastrophe. Man begann schnell mit Abschiebungen oder besorgte Papiere, die den Geflüchteten zwar den Weg aufs Festland erlaubten, die ihnen dort aber wenig nutzten. Problem vor Ort gelöst, so läuft das hier.

Auch Ursulas Organisation hat hier geholfen z.B. mit einem Zelt, in dem Kinder betreut wurden.

Man muss es sich vorstellen, richtig vorstellen. 17.000 Menschen, die täglich auf die Toilette müssen, duschen müssen, leben möchten, eingepfercht in Zelte, die dicht an dicht gestanden haben. Manche waren dort Jahre lang. Manche erlebten dort schreckliches. Wie Ursula mir erklärt hat, eine rentabel Angelegenheit für die griechische Regierung, die zwar Geld für jeden Geflüchteten erhielt, aber an deren Unterbringung sparte, wo es nur ging. Ich denke, es war für viele schlicht die Hölle.

Moria ist ein tiefer Riss in der Geschichte dieser Insel, aber auch ein schwarzer Schatten in der Geschichte Europas. Ein düsteres Kapitel und es ist nicht aufgearbeitet, im Gegenteil, selbst dessen Untergang wird noch zu Lasten derer gehen, die dort ausharren mussten.

Natürlich war auch der obligatorische Stacheldraht nicht weit und die Spuren einiger der Behausungen noch sichtbar. Laut Ursula hat es im Camp sogar ein kleines Gefängnis gegeben. Ein Gefängnis im Gefängnis, wenn man so will. Sicher, nicht alle Geflüchteten sind gute Menschen, wer das behauptet lügt schlicht und einfach. Es wurde im Camp, wie überall auf der Welt, gestohlen, geprügelt und vergewaltigt. Leider alles auf viel zu engem Raum und mit wenig Möglichkeiten dem zu entgehen.

Nochmal, wir waren nicht in Libyen oder Afghanistan, wir waren in Griechenland, in Europa, da ist das passiert.

Reste des Brandes sind noch überall zu sehen, auch wenn vieles langsam zuwächst und verschwindet.

Reste von Unterkünften.

Reste vom Leben in Moria.

Eine Hölle ist eine Hölle und sie wäre es nicht, wenn sie nicht irgendwann in Flammen aufginge. Das was hier geschehen ist, scheint einem eigenen Schicksal gefolgt zu sein und der Gehilfe dieses Satans, der dort wütete, waren wir alle, die es wußten, die es haben geschehen lassen.

Das Lager brannte innerhalb weniger Stunden ab und was folgte war eine humanitäre Katastrophe.

Es geschah zwar am Rande Europas, aber es geschah innerhalb unserer Grenzen. Und es endete nicht durch unser zu tun, sondern es brannte nieder. Vielleicht sollte diese Thema auch in diesem Wahlkampf eine Rolle spielen, aber tut es das wie 2017? Nein, denn es ist unbequem, aber gelöst ist dieses Problem noch lange nicht und Laschet würde sicher wenig zur Lösung beitragen.

1 Kommentar

  1. Ursula Zednicek

    Danke, Moritz

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