Abends sitze ich oft noch am Hafen, weil ich niemanden kenne und die Leute in der Wohnung nicht ständig „für mich da sein“ sollen. Sie haben genug um die Ohren und ich glaube, dass sie auch noch nicht genau wissen, wie sie mich einordnen sollen. Sowas braucht eben Zeit. Ich verstehe das, es ist aber eine etwas strange Situation, der ich mit dem andendlichen Spaziergang dann ein bisschen entfliehen kann. Meistens gibt es ein Eis und ich schaue mich einfach um oder sitze auf einer Bank. Gestern und heute hat sich ein älterer Herr zu mir gesellt. Heute haben wir uns dann mal unterhalten.

Es gibt schlimmere Orte um den Tag ausklingen zu lassen. Die Menschen sind lange draußen und so wird es nicht langweilig.

Der ältere Herr, Dimitrios, sprach erstaunlich gut Englisch und so kamen wir schnell ins Gespräch. Er war in seinem früheren Leben Dekorateur in Athen und verbringt nun schon seit einigen Jahren 3 Monate im Jahr auf der Insel. Gleich zu Beginn fragte er, ob ich mit den Geflüchteten arbeiten würde und ich versuchte in einfachen Worten zu erklären, was ich tat. Ihm war besonders wichtig, dass man mich dafür hoffentlich auch gut bezahlt oder wenigstens kostenlos unterbringt! Als ich ihm sagte, dass man mich gut aufgenommen hatte, war er beruhigt und er erklärte mir seine Sicht auf die Dinge.

Mir gefällt das Lichtspiel im Wasser am Abend besonders gut.

Dimitrios ist eher Contra Geflüchtete, besonders mit Muslimen hat er ein Problem „We dont fit together! They have Problems with women, with this Dress and with the Sex. I think, we dont fit.“ Ich versuchte ihm meine Sicht näher zu bringen und antwortete, dass es natürlich Unterschiede gibt, aber dass ich glaube, dass oft spätestens in der nächsten Generation eine Art natürliche Annäherung stattfindet und dass ich generell kein Problem mit Muslimen habe, aber dass Konservativismus und Radikalität immer problematisch sein, in jeder Religion.

Ich muss bei diesem Thema verschiedene Aspekte unterscheiden. Eine einfache Antwort auf die Frage, ob ich Kopftuch befürworte oder ablehne gibt es nicht. Es sollte aber auch eher die Frage sein, was möchte die Frau und mehr nicht.

Ich glaube, dass Dimitrios ein guter Beobachter war und ist. Er und die Bänke in diesem Hafen gehören mindestens 3 Monate im Jahr zusammen, weshalb ich ihn nach seinem Eindruck von 2015 fragte und wie zu erwarten, war er damals erschüttert. Er sagt, die Geflüchteten waren überall, sie haben viel kaputt gemacht und es gab Kämpfe. Seit dieser Zeit kommen weniger Griechische Urlauber und Er selbst hat damals auch überlegt nie wieder zu kommen, aber er kam im nächsten Jahr doch zurück.

Egal zu welcher Tageszeit, in dieser kleinen Bucht lässt es sich schon leben.

Eine der vielen Bänke. Dimitrios saß wahrscheinlich schon auf jeder davon 🙂

Er liebt die Insel und ich kann das sehr gut verstehen. Es gibt viele schöne Ecken und ich habe nur wenige gesehen bis jetzt.

Er sagt, die Stimmung ist seitdem schlecht. Die Geflüchteten hätten es gut, sie wohnen umsonst, sie bekommen Essen und zahlen keine Steuern (man muss dazu sagen, dass es in Griechenland auch nicht so ist, dass hier immer alle alles so regeln, wie es das Finanzamt möchte) und überhaupt „They dont fit!“ Dimitrios ist ein netter Mann, jemand, der viel gesehen hat im Leben und jemand den viele grüßen, die an ihm vorbei gehen. Dimitrios ist ein waschechter Grieche und er versteht nicht, was Frankreich und Deutschland mit so vielen Flüchtlingen wollen. Auch hier habe ich versucht zu erklären, dass es nicht wirklich eine Frage des Willens ist, aber dass die Menschen ja nun einmal da sein und dass es keine einfache Lösung dafür gibt.

Zahlen und Entwicklungen der letzten Jahre, da waren wir uns einig, sind besorgniserregend. Anders als Dimitrios habe ich keine Angst vor einer Islamisierung, denn ich glaube, dass es mit der Zeit eine stark gemischte Bevölkerung geben wird, in der keine Religion oder Ethnie dominant sein kann. Mein persönliches Empfinden gegenüber der Religion an sich hat sich in den letzten Jahren aber so stark gewandelt, dass ich von mir zwar immer noch sagen, ich respektieren JEDEN Gläubigen und den Wunsch nach spiritueller Zerstreuung, aber ich halte alle Religionsgemeinschaften für exklusiv und würde mir grundsätzlich eine Öffnung wünschen. Auch die Vermischung von Religion und Politik halte ich für sehr gefährlich. Ob die Mullahs im Iran oder die Fernsehprediger bei Trump, solche Einflüsse führen zu nichts gutem.

Bevor ich Christ, Muslim, Jude, Hindu oder Buddhist bin, bin ich Mensch und das bin und bleibe ich ein Leben lang, wie alle anderen auch.

Dimitrios hat mir aber dann doch noch die Lösung der Probleme geliefert und da würde ich ihm voll zustimmen. „There is a solution. There shouldnt be War in their Countries! But well…“ recht hat der alte Grieche, nur ist dieses Ziel einfach schwer zu erreichen, fast sogar unmöglich. Man, auch wir, könnte aber viel mehr tun, damit sich irgendetwas ändert und wenn es nur ein Bisschen ist.

In diesem Sinne!

Liebe Grüße und haltet eure Herzen offen , Verschlüsse tun weh, besonders dort…

Mo