Quer durch die Welt.

Geflüchtete in Deutschland

So. Nun einmal etwas ausführlicher, was ich so insgesamt für einen Eindruck bekommen habe, wie die Situation für Geflüchtete in Deutschland ist.

Ich glaube, dass die Situation eigentlich nicht so schlecht ist. Das wäre auch komisch, denn wir leben in einem meist sicheren und in vielen Teilen reichen Land.

Die Probleme, die ich sehe sind folgende:

1. Soziale Ausgrenzung

Es gibt viele Menschen, die sich nicht mit der Situation von Geflüchteten auseinandersetzen, sondern sie pauschal in die eine oder andere Ecke stellen. Das liegt sicherlich daran, dass es natürlich nicht problemlos abläuft, wenn so viele Menschen aus so vielen Nationen in einer neuen Umgebung zusammenkommen. Deutschland ist außerdem ein Land, das sehr auf die Einhaltung von Regeln achtet, weshalb Menschen, die die Regeln nicht kennen, automatisch problematisiert werden. Das liegt, für mich, aber auch daran, dass es Communities in Deutschland gibt, wie die konservativ islamisch türkische, die besonders bei arabischen Geflüchteten Stimmung gegen Deutschland machen, was absolut kontraproduktiv ist. Klar, es gibt rechtsradikale Tendenzen in Teilen der Bevölkerung, aber wenn man ehrlich ist, ist das lange nicht die Mehrheit. Wie ich darauf komme? Bei meinen Besuchen in der Moschee in Ehrenfeld wurde bei zwei Führungen, die ich mitgemacht habe immer wieder auf die großen Unterschiede zwischen Christen und Muslimen verwiesen und es wurde immer wieder negativ über die Kirche gesprochen. Grade die Moschee in Ehrenfeld steht für mich für das Gegenteil, nämlich Toleranz und Offenheit, leider sieht das die DITIB, deren Gotteshaus das ist, nicht so und das ist eine Schande! Ich persönlich habe nichts gegen Muslime und möchte auch nicht pauschalisieren, aber speziell dieser Verein leistet oft keine gute Arbeit.

2. Es gibt zu wenig Berührungspunkte

Wenn ich mir die Situation z.B. in Ulm anschaue bin ich ziemlich erstaunt, dass es fast keine Durchmischung gibt. Am Neckarufer sitzen PoC getrennt von den anderen und man hat den Eindruck, es gäbe dort eine unsichtbare Grenze. An solchen Verhältnissen sieht man deutlich, wie oberflächlich der Kontakt noch ist. Ich denke, dass kulturelle Unterschiede zu überwinden bestimmte Bedingungen voraussetz, dazu gehört auch der Wille daran zu arbeiten und ehrlicherweise bin ich nicht immer sicher, welche Seite sich da mehr verschließt. Sowohl Deutsche als auch Geflüchtete tun sich sehr schwer. Das ist wirklich schade. Vielleicht würde es helfen, wenn wir in kleinerem Rahmen Veranstaltungen wie Straßenfeste etc. nutzen um, wie gesagt im kleinen Rahmen, versuchen die Einzelnen besser kennenzulernen. Für eine bessere Integration braucht es persönlichen Kontakt, im besten Falle Freundschaften und dazu braucht es Offenheit und ehrliches Interesse.

3. Klare Strukturen, klare Kommunikation

Ohne Regeln geht es nicht. Da bin ich Deutsch und es ist kein Argument bei jeder Kritik Rassismus zu schreien, auch wenn der besonders in Polizeikreisen vorhanden ist. Ebenso schändlich. Deutschland ist ein Land, dass mit seiner Vergangenheit hadert, aber es ist genau deshalb eigentlich auch ein toleranteres Land, als manch ein anderes. Deutschland hat die Verantwortung für viele Geflüchtete 2015 übernommen, viele andere haben das nicht getan und es ist nicht wie Frankreich zentralistisch regiert, was gut ist, denn es gibt weniger von oben herab diktierte Regeln, sondern einen demokratischen Entscheidungsprozess, der letztlich auch viele Freiheiten möglich macht, wenn man sich an die Regeln hält. Das muss man aber vermitteln und dazu braucht es vor allem eins: eine gemeinsame Sprache. Es kann nicht sein, dass viele sich weigern Deutsch zu lernen, wenn sie hier bleiben möchten geht es nicht ohne. Das muss man schon erwarten dürfen, wenn jemand länger als drei Jahre hier lebt.

4. Unsere Politik ist nicht immer auch die Meinung der Mehrheit

Thema Fluchtursachenbekämpfung und Rassismus. Waffenexporte müssen aufhören und es muss sich unbedingt mehr um die europäische Vereinheitlichung von Gesetzen und die Verteilung von Geflüchteten gekümmert werden. Afghanistan zeigt, daß hört so schnell nicht auf, im Gegenteil, es wird mehr werden und auch die Türkei wird das irgendwann nicht mehr abfangen können. Wir müssen handeln, am besten gestern. Sicher wir tragen nicht für alles die Verantwortung, aber wir tragen eben auch welche und die sollten wir uns endlich bewusst machen. Das Gefühl, dass mit Geflüchteten mehr Unsicherheit nach Deutschland kommt, ist sicher nicht falsch, aber es ist nicht die Schuld der Geflüchteten sondern das Resultat der Geopolitik auch von Deutschland, wie Afghanistan ja sehr deutlich macht. Wieso sollte Deutschland nichts mitbekommen von dem Chaos überall auf der Welt? Wieso sollte es hier sicherer sein? Deutsche kämpfen in Mali, waren in Afghanistan oder Syrien und so kommen eben auch die Probleme von dort nach hier, so ist das nun mal. Wir sollten konstruktiv daran arbeiten und nicht einfach bestimmte Gruppen an den Pranger stellen. Autoland Deutschland trägt dann auch noch Verantwortung für den Klimawandel, der Landstriche austrocknet und somit auch wieder dafür sorgt, dass Menschen flüchten. Das ganze ist ein Kreislauf und keine Einbahnstraße.

5. Last but not least: bleiben wir ruhig

Lasst Extreme, Extreme sein. Das hilft nichts. Einfache Botschaften helfen nicht, einfache Lösungen gibt es nicht. Besonnenheit ist wichtig, egal was passiert. Ich bin kein Freund von Merkel, aber sie hat gezeigt, daß mit Abwarten und Analysieren einiges zu erreichen ist, wenn ihre Ziele auch nicht immer welche waren, die ich unterstützt habe, es hat für sie funktioniert. Es wird einfach Zeit brauchen, vielleicht Generationen, aber vielleicht können wir es schaffen, dass aus vielen verschiedenen Gruppen am Ende doch irgendwie eine friedliche Gesellschaft wird. Dafür dürfen wir uns nicht zu sehr von Ideologien leiten lassen, sondern mehr von Herz und Verstand. Ich wünsche mir jedenfalls sehr, dass das klappt. Hoffnung darf man nicht aufgeben und der Dialog darf nicht enden.

In diesem Sinne!

Liebe Grüße

Mo

1 Kommentar

  1. Ursula Zednicek

    Yepp. Wir müssen uns mischen. Auf unseren Tellern mögen wir es schon lecker international …
    Und die Religionen …
    John Lennon „Imagine“
    Ali, Afghane (der aus der Doku) beantwortete im Asylinterview die Frage nach seiner Religion:
    My religion is humanity.
    Dito.

    (Die Interviewer konnten damit nichts anfangen; also entweder Christ, Muslim, Taliban … wie soll man da Humanist bewerten …)

    Imagine …

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