Griechenland ist jetzt Land Nummer sechs auf meinem Trip und bekanntermaßen das Ende. Hier beginnt es aber auch sofort politisch zu werden und damit meine ich nicht einmal meine Reise. Traditionell findet jedes Jahr in Thessaloniki eine große Wirtschafts- und Finanzmesse statt, bei der auch der Premier und andere Politiker Reden halten. Traditionell wird demonstriert, diesmal gegen die Coronamaßnahmen im Land.

In Deutschland schreibt man bei derartigen Protesten meist „Coronaleugner“ ich bin mittlerweile nicht mehr sicher, ob gegen Maßnahmen protestieren und Corona leugnen in einen Topf zu werfen wirklich richtig ist. Der Begriff der deutschen Presse ist sehr stark diskreditierend und höhlt das Recht zu protestieren etwas aus, da er die Teilnehmer der Demos stigmatisiert. Es geht mir nicht darum Spinner in Schutz zu nehmen, aber über diesen semantischen Unterschied kann man schon stolpern. Hier in Griechenland sind die Proteste jedenfalls sehr aufgeladen. Sicher auch der nicht unbedingt privilegierten Situation verschuldet, in der sich dieses Land teilweise immernoch befindet. Ich habe mit einer Griechin gesprochen, die mir erzählt hat, dass besonders das Gesundheitswesen sich in den letzten Wochen gegen die dort geltende Impfpflicht gestellt hat. Ich denke, wenig erfolgreich. Die Rede des Ministerpräsidenten vor Vertretern der Wirtschaft wurde im Fernsehen übertragen und es blieb bei mir der Eindruck, dass diese Elite wirklich weit, weit weg ist von dem, was sich auf griechischen Straßen abspielt.

So manche Ecke wirkte so, als wäre die Stadt dabei in ihre Einzelteile zu zerfallen, andere so, als ginge es grade wirklich bergauf. Ein schwer zu beurteilender Mix.

Die Katzen fühlen sich auf jeden Fall sehr wohl, es gibt auch genug Bauruinen, in denen sie hausen können.

Ich habe selten so viele leerstehenden, kaputte oder unfertige Gebäude gesehen wie bei dem Streifzug durch Thessaloniki. Sicher die Stadt ist schön, aber ob hier von europäischem Wohlstand gesprochen werden kann, wage ich an mancher Stelke zu bezweifeln. Ich bin weiss Gott kein Wirtschaftsexperte, aber irgendwas läuft immernoch schief, wie es scheint. Es scheint die Redner auf der Messe aber weniger zu betreffen, als den Rest der Bevölkerung. Mich würde es auch auf die marode Straße treiben.

Ein Beispiel für die schönen Ecken. Davon gibt es sogar einige, aber wie die kaputte Straße, zieht sich eben auch ein Hauch von Armut durch die ganze Stadt.

Der Blick von oben macht solche Gedanken allerdings auch schnell wieder vergessen, vielleicht sind die Menschen deshalb so herzlich.

Meine wenigen Begenungen und Gespräche mit Griechinnen und Griechen waren bisher alle positiv, sogar wirklich herzlich und angenehm. Die Menschen sind hilfsbereit, offen und freundlich und das hat mich bis jetzt am meisten beeindruckt. Die Stadt selbst war mir etwas zu aufgeregt, aber das lag sicher auch an der Demonstration. Das Essen hier war wahnsinnig lecker und durch die sehr enge Bauweise gab es immer mal wieder ein überraschend schönes Bauwerk, das plötzlich herausstach, oft römische Hinterlassenschaften oder Kirchen.

In Griechenland sind die meisten Kirchen orthodox.

Natürlich durften auch hier die obligatorischen Kerzen, diesmal für meine beiden Omas und die Liebe im allgemeinen, nicht fehlen. Neben den Kirchen gab es, wie schon erwähnt, vor allem byzantinisches oder römisches zu bestaunen.

Diesen Torbogen fand ich besonders schön, aber es gab natürlich mehr zu sehen. Mich hat diesmal aber mehr das hier und jetzt interessiert.

Solche Straßenzüge z.B., die von dem bisschen rosa Farbe gleich einen ganz anderen Charme erhalten.

Und wie schon gesagt das Essen. In Thessaloniki habe ich mir mal gegönnt, war richtig, richtig gut.

Danach hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen. Vom besten Hostel der Reise, dem „Crossroads“ oben in der Altstadt und von der warmherzigen Atmosphäre von Thessaloniki an sich. Diesmal ging es für Fetty und mich erst bergab übers Kopfsteinpflaster und dann ab aufs Boot.

Mit Fetty auf die richtig fette Ferry.

Super interessanter Tag in Thessaloniki, selten so viele bleibende Eindrücke in kurzer Zeit gewonnen. In Griechenland scheint man übrigens auch dem Zucker den Kampf angesagt zu haben. Oft es gibt es zum Kaffee keinen, sondern Ersatz und im Restaurant oder am Kiosk ist Cola Zero das vorherrschende Getränk. Ich bevorzuge zwar die echte Cola, aber mir ist das irgendwie sympathisch! Wie die ganze Stadt eben auch.

Efcaristó Thessaloniki. Ich komme gerne wieder, dann mal ein paar Tage länger und gerne, wenn keine Großdemo ist.

Der Weg nach Lesbos dauert jetzt noch ein paar Stündchen, aber das Fahren mit der Fähre habe ich mir schlimmer vorgestellt, ist eigentlich ganz nett! Ich werde jetzt mal schlafen. Bis bald ihr lieben! Spenden nicht vergessen!

Liebe Grüße…

Mo

PS: ich sag es schon mal in kurz, kommt aber auch nochmal in lang, ich werde die Seite auch nach dem Trip noch weiterführen und über Sachen aus dem Bereich Flucht/ Politik etc. schreiben/ berichten. Bin für alle Hinweise auf interessante Stories dankbar, sobald ich meine Story hier beendet habe!