Heute habe ich erstmal versucht lange zu schlafen, aber um 7:30 Uhr war ich wach und bin aufgestanden, immerhin nach einigen Stunden Schlaf und ohne irgendwelchen Zeitdruck. Das war mal was. Anschließend war ich etwas einkaufen und im Meer schwimmen (wenn man schon hier ist).

Griechische Busse sind besonders…

…das weiß ich spätestens seit meiner Fahrt vom Flughafen in die Stadt von Thessaloniki. Viel Hupen, Rufen und einfach irgendwo halten.

Am Nachmittag bin ich trotzdem mit dem Bus zum Camp in Karatepe gefahren.

Schon der Weg dorthin, ließ nichts gutes erahnen. Der Weg aus der Staft führt an vielen Ruinen vorbei. Manche schön, viele gruselig.

Ich wusste zuerst nicht, dass der Bus um 17:30 das letzte Mal fährt. Das habe ich erst im Bus erfahren. Ich blieb trotzdem sitzen, denn man konnte den Weg zurück auch zu Fuß bewältigen. In dem Bus fiel ich etwas aus der Reihe, weshalb der Fahrer mich nochmal nach vorne rief, um sich mein Ticket genauer anzuschauen. Er fuhr dafür verhältnismäßig ruhig.

Die Straße von Mytilini ins Camp. Ich nenne sie jetzt schon „Street to Nowhere“.

Im Bus, der etwa 15min. für die Strecke brauchte, unterhielt ich mich mit einer jungen Afghanin, die seit 2019 auf Lesvos ist und auf ihre Papiere wartet, was, wie schon erwähnt, sehr lange dauern kann. Sie heißt Soraya und ist mit einem ihrer kleineren Brüder unterwegs gewesen. Sie war sehr offen und hat mir Fotos vom Camp gezeigt, da ich noch nicht die Erlaubnis habe das Camp zu betreten. Vor dem Camp unterhielten wir uns noch etwas.

Der Ort wirkt sehr unwirklich. An einer Kurve der Schnellstraße, direkt am Meer gelegen, hinter hohen Zäunen, liegt das meist aus Containern bestehende, zweiteilige Lage. Der Wohnbereich ist von der Straße nicht einsehbar, nur der Teil, wo die offiziellen Dinge geregelt werden, wie Asylanträge, Gesundheitsprobleme etc. Fotos aus der Nähe sind ohne Erlaubnis verboten. Eine Polizistin ermahnte mich umgehend, aber sehr freundlich.

Ich konnte lediglich dieses Bild aus der Ferne machen. Die weißen Container bilden den Wohnbereich.

Die Infrastruktur ist eher schlecht hier. Es fahren Busse, aber nur mehr oder weniger  pünktlich und nur bis 18 Uhr. Da die Geflüchteten nur bis 20 Uhr das Camp verlassen können, fehlen Ihnen so zwei Stunden Ihrer Zeit, wenn Sie nicht laufen möchten, was relativ gefährlich ist entlang der Straße und auch mindestens 40min. dauert. An sich kann ich es aber verstehen, dass man versucht die Stadt, besonders am Abend, ruhig zu halten und Sicherheitsprobleme durch das hin und her zu vermeiden.

Andererseits macht das Camp sehr stark den Eindruck, den auch ein Gefängnis macht.

Wir sprechen oft  von illegaler Einwanderung. Nun hier wird den Menschen jedenfalls ein Großteil ihrer Freiheit genommen, von unserer sog. „WERTEGEMEINSCHAFT“ ein Wort, das mich oft schmunzeln läßt. Auf welche Werte genau berufen wir uns, wenn wir 13.000 in ein Lager für 3000 quetschen oder wenn auf hoher See in Schlauchboote gestochen wird, die dann untergehen? Berufen wir uns bei den Pushbacks nach Bosnien auf die Menschenrechte?

Es ist mir wichtig nochmal zu erwähnen, dass Moria nie geschlossen wurde, es ist abgebrannt, deshalb existiert dieser Ort nicht mehr.

Dafür existiert nun Karatepe und das nächste Lager, dass in Planung ist, ist deutlich weiter entfernt von der Hauptstadt, von der Infrastruktur, dem Lidl (In dieser Filliale tragen die Sicherheitsleute Kugelsichere Westen), der jetzt noch nah ist. Das Camp liegt dann mitten im Nirgendwo.

Das hier ist übrigens ein „Lager“ für Straßenhunde, dass ich unterwegs passiert habe. Man möchte keinen Vergleich anstellen, aber die Lage von Karatepe neben der Straße, hinter einem Zaun, bewacht von fremden Menschen ist durchaus ähnlich.

Dieser Umgang mit Geflüchteten oder auch mit Kranken und Behinderten hat in Europa Tradition. Das ist nichts neues. Ich kenne alleine aus der Stadt aus der ich komme genug Beispiele. Die Psychiatrie im Wald, die Geflüchteten in Containern am Rand des Dorfes. Fremdes und Krankes niemals in die Mitte lassen. Das ist also so ein Wert, den wir gemeinsam teilen in Europa. Ein Hoch auf die Gemeinsamkeiten. Solidarität ist bei uns immernoch eine Einbahnstraße.

Der Weg zu Fuß zurück vom Lager hat mir die Schattenseiten wieder einmal deutlich gemacht, auch hier, auch auf einer „Urlaubsinsel“ ist nicht alles Gold was glänzt.

Auch wenn ich bisher nicht mit einem Einwohner von hier über deren Sichtweise sprechen konnte, habe ich jetzt schon eine Menge Respekt für diese Menschen, die schon viel ertragen mussten und die trotzdem nicht aufgeben, wie es scheint. Menschen, die immernoch hilfsbereit sind und freundlich. Menschen, die alle Seiten dieser Krise kennen. Sie waren da als Faschisten kamen, um Asylbewerber zu verprügeln, sie waren da als Moria brannte und sie werden noch da sein, wenn viele der Geflüchteten die Insel längst wieder verlassen haben. Ich bin nicht sicher, ob die Griechische Regierung diesen Menschen je ihre Anerkennung gezeigt hat, verdient hätten sie es sicherlich.

An sich ist Lesvos ein schönes Fleckchen Erde. Leider sehr gebeutelt von politischen Entscheidungen, die nicht wirklich besser werden. Wirklich Bewegung ist in dem Thema derzeit nicht in der EU.

Die Insel ist auch wirklich schön. Auch am Abend, nach 20 Uhr, ich kann das genießen viele andere hier nicht.

Morgen mehr von der Insel der Seligen und meiner Challenge. Bleibt dabei. Ich bin gespannt, was mich noch erwartet. Habe auch ein Video gemacht, verlinke ich euch mal…

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Liebe Grüße

Mo