Da ich jetzt sozusagen einmal durch die großen Kolonien des lange und zurecht untergegangenen deutschen Kaiserreiches „geflogen“ bin, dachte ich, ich mache einen kurzen Abstecher zu einem anderen Thema, das auch immer noch aktuell ist, zu den Kanaken. Nein, damit meine ich nicht Kanacken das Schimpfwort…
Ich spreche von den Kanak, einer Ethnie aus einer der damaligen französischen Kolonie in der Südsee. Sie sind die Ureinwohner Neukaledoniens und spielen auch im deutschen Kolonialismus eine kleine Rolle, in einem nicht unwichtigen Stück des großen Kolonialtheaters, dass die damaligen Herrscher Europas lange Zeit veranstalteten.
Was haben denn diese Kanaken mit Deutschland zu tun? Könnte man fragen (und würde zurecht etwas rassistisch klingen). Ich denke, einige Hamburger und Leipziger könnten uns das jetzt sofort beantworten. Alle, die sich einmal mit der Geschichte der Zoos in diesen beiden Städten und ihren Gründern Pinkert und Hagenbeck beschäftigt haben, wissen genau, wovon ich spreche. Es geht um die Völkerschauen. Völkerschauen waren in meinen Augen ein besonders veranschaulichendes Beispiel für den Größenwahnsinn und die Weltfremdheit, den die Rassenideologie in die Köpfe der sog. „zivilisierten Völker“ gepflanzt zu haben schien. Man schaffte Menschen aus allen Kolonien der Welt herbei, bis zu 20.000, auch aus der Südsee, um sie in Zoos neben den Raubtieren auszustellen und die gut bürgerliche deutsche Gesellschaft mit diesen exemplarischen „Wilden“ zu begeistern. Man sprach von der „Bewahrung der aussterbenden Kulturen.“ Mir erscheint es so, als sei der Europäer in diesem Kontext die größte Bedrohung für die damaligfn Kulturen gewesen, aber ich kann mich natürlich irren.
Man kann sicher sagen, dass einige hier freiwillig teilnahmen, sie verdienten sicher auch einen kleinen Lohn. Gut. Man kann sicher auch sagen, dass die Kolonialherrschaft den Kolonien wichtige Neuerungen wissenschaftlicher Erkenntnisse brachte und heutigen Wohlstand ermöglichte. Auch gut. Das Problem dabei ist, dass niemand danach gefragt hatte und dass man es auf einem zu hundert Prozent eigennützigen Weg getan hat, auch und grade die sog. Christen. Das gilt für alle Kolonialherrschaften, nicht nur die deutsche, aber um die soll es mir grade noch vornehmlich gehen. Hagenbeck und seine Völkerschau Idee waren ja auch deutsch. Die Hamburger sind noch heute stolz auf den schönen „Hagenbecks Tierpark“. Durchaus zurecht, ein schöner Park, aber sein Gründer hatte die Idee Menschen in Zoos auszustellen und setzte sie auch um, das muss man klar so benennen. Auch, dass die Leute kamen, zahlten und staunten sollte nicht verschwiegen werden.
In den USA hat es das auch gegeben. Dort gab es vor allem „Wild West Shows“ mit Natives, die man unter einem Vorwand ins Geschäft lockte, um sie dann in Wanderschauen vorzuführen. Die für mich traurigste Geschichte habe ich gehört, als ich mich mal mehr mit den Ureinwohnern der USA beschäftigt habe. Einer ihrer großen Helden ist der Sioux Häuptling „Sitting Bull“. Ein stolzer Führer, der mit der „Geistertanzbewegung“ gegen Ende der Kämpfe mit den europäischen Amerikanern noch einmal Tribe übergreifend die Natives sammelte, um sich gegen die Fremdherrschaft zu wehren. Er unterlag natürlich, wie alle seine Vorgänger und wurde dann zu einer Wanderschau mitgenommen, von der er glaubte, es seine Tour, um für seine Sache zu werben. Eigentlich lachte man ihn aus oder staunte über die Reden in einer Sprache, die kaum jemand verstehen konnte. Ein wirklich auffälliger „Wilder“, der erst später Begriff, dass man ihn vorführte und dann, als er in seinem Reservat zurück war, ermordet wurde. Er hätte noch zu einer Show in Europa reisen sollen, aber er lehnte ab. Erschossen haben ihn eigene Leute, die der Reservatspolizei angehörten.
Man hatte keinen Respekt gegenüber anderen Kulturen sondern hat es sich zur Kultur gemacht andere Kulturen zu domestizieren. Diese Art des Umgangs wurde mit so viel Phantasie gerechtfertigt, dass man selbst glaubte, es sei völlig in Ordnung, sich von PoC auf einer Trage umher tragen zu lassen. Für mich hat das oft den Charakter großer Kinder. Die Kolonialherren wollten ihren Willen durchsetzen und keine Fehler zugeben, also musste das ganze ideologisch wasserdicht sein. Die Rassenideologie und leider auch die christliche Mission haben hier ihren großen Anteil an allem geleistet. Für Schwangere Frauen und Kinder im in dem Zoo angelegten Völkerschaudorf nahm man mehr Eintritt, weshalb man diese Frauen gerne aus den Kolonien mitnahm. Besonders starke Männer waren ebenfalls beliebt, denn auch hier gab es natürlich erotische Aspekte. Man vermaß die Menschen auch alle gründlich im Sinne der rassistischen Wissenschaft.
Dieses Thema ist deshalb noch aktuell, weil man immer noch über die Straßennamen diskutiert, wie gesagt, man erinnert sich offiziell erst seit 2018 der Verbrechen. Was mir dazu noch wichtig zu sagen ist, ist dass es nach dem Krieg in Deutschland 1918 keinerlei Aufklärung gegeben hat. Man hat sich mit sich selbst beschäftigt, wie schon zuvor und ist dann in einen neuen noch schlimmer rassistischen Krieg geschlittert. Auch danach keine Aufklärung. Kolonien wurden in Filmen, wie Tarzan, verklärt und man sprach von Afrikanern immer noch, als seien sie grundsätzlich eingeschränkte Menschen, während man wirtschaftlich von den Strukturen der ehemaligen deutschen und teilweise noch vorhandenen europäischen Kolonien profitiert hat. Die wirtschaftliche Ausbeutung begann eigentlich erst nach der Christianisierung und Unterdrückung großer Teile der afrikanischen Bevölkerung, zuvor waren die Kolonien nicht profitabel genug, was immer ein Argument dafür darstellt, alles sei ja nicht so dramatisch gewesen, man konnte damit ja nicht verdienen. Nein, in Zahlen hat man nicht verdient, anfangs, aber aufgegeben hat man selten, man wurde durch den Krieg zur Aufgabe gezwungen in Deutschland. Heute ist die Asymmetrie der Weltwirtschaft doch das, was das ständige Wachstum der Industrie Nationen ausmacht. Allerdings sind dir Bedingungen mittlerweile so, daß auch viele afrikanische Staaten wachsen, nicht nur im Sinne ihrer Bevölkerung, sondern auch wirtschaftlich. Es gab erste Versuche afrikanische Autos zu produzieren, was an der europäischen Konkurrenz oft scheiterte und die nachhaltige Land- und Wasserwirtschaft verbessert sich laufend. Leider gibt es nich immer viele Konflikte und noch immer sind die Beteiligten die gleichen, wie damals, ergänzt durch Saudis und Chinesen, die ebenfalls ihr Glück in Afrika suchen und noch immer fehlt es oft an Respekt.
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