Der zweite Teil beginnt so turbulent, wie der erste geendet hat. Gestern bin ich in Dubrovnik von A nach B nach C gelaufen, um Bikels Heimkehr zu organisieren. Erst zum Postoffice, dann viele Telefonate, dann zum Fahrradladen, um einen Karton zu organisieren, gab es nicht, dann zu Intersport, dort gab es einen, aber erst ab 18:00 und der Service von der Post endete um 21:00. Das hieß für mich, weil ich auch noch einen Koffer, Werkzeug und Klebeband brauchte, durch mehrere Läden hetzen und hoffen, daß es gibt, was ich brauche…

 

Da habe ich schon geahnt, dass der Abend noch aufregend werden würde. Aber immerhin, Koffer und Karton waren am Start.

Bikel mag es leider eher geräumig und als ich ihn damals bestellt hatte, kam er in einem sehr viel größeren Karton, als der den ich jetzt hatte. Ich habe in mehreren Läden versucht Klebeband zu organisieren, aber entweder gab es keins oder man wollte mir es nicht überlassen, eine kleine Rarität hatte ich den Eindruck. Eine Multifunktionszange hatte ich bekommen, aber einen Schlüssel für die Vorderradschrauben war auch nicht aufzutreiben. Mit Koffer und Karton ging es dann in einen überfüllten Bus und der Busfahrer rief immer wieder „Sardina, Sardina“ und zeigte nach hinten, damit die Leute Platz machten, aber es gab keinen, auch dank mir. Ich kam irgendwie zur Pension und habe da dann angefangen Bikel auseinanderzunehmen.

Aber es fehlte mir einfach Werkzeug, denn Bikel ist nicht dafür ausgelegt derart zerlegt zu werden, aber er MUSSTE in diesen Karton, keine andere Option. Ich lief also zum nächsten Menschen, den ich sah und fragte, ob er mir mit Werkzeug aushelfen könne. Ivan, eine junger Mann aus der Nachbarschaft, lief dann zu seinem Kumpel Mirco und wir drei haben dann versucht alles auseinanderzunehmen. Es stellte sich heraus, daß nicht das Vorderrad, sondern die Pedale das größte Problem sind. Sie ließen sich nicht bewegen, vermutlich war das Gewinde defekt. Kein Werkzeug, keine Zange, kein Hammer, nichts half. Wir haben eine Stunde lang ALLES versucht und Bikel dabei extrem zugesetzt. Eine Pedal bekamen wir gelöst und nachdem die Schutzbleche ebenfalls abmontiert waren quetschten wir ihn in den Karton. Irgendwie. Ich rief um zehn vor neun die Post an und orderte den Paketdienst für den nächsten Morgen. Jetzt sitze ich auf gepackten Koffern neben dem Paket und warte mal wieder. Hoffentlich kommt jemand, hoffentlich nimmt er es mit, hoffentlich kein hoher Preis. Ich kann mich erst entspannen, wenn er unterwegs ist und dann geht es für mich los.

Sieht besser aus als erwartet, aber wie es da drin aussieht, wollt ihr gar nicht wissen. Er muss danach mal zum Doktor. Aber immerhin sehe ich ihn wieder.

Es stehen jetzt drei Tage Reisen an. Erst Flug nach Wien, dann Flug nach Thessaloniki, dann Fähre nach Lesbos, wo ich Sonntag morgen um 7:30 ankommen soll. Wie es dann genau weitergeht sehe ich noch, aber es wird aufregend. Gestern waren meine beiden Engel Ivan und Mirco, wer weiß, welchen Engeln ich noch begegne. Interpretiert bitte nicht zu viel in das Wort Engel hinein, ich kann es nur einfach nicht anders sagen, dieser Weg ist bisher voll mit außergewöhnlichen Begegnungen und wieso sollte ein Engel etwas übernatürliches sein? Es sind die Menschen, die uns begegnen und helfen ohne zu fragen, ohne zu urteilen. Ich war nach dem Tag gestern völlig fertig, aber ich war trotzdem guter Dinge. Schauen wir mal, wie Bikels und meine, die doppelte Odyssee, enden wird.

Gestern war ich jedenfalls sehr müde, aber auch ehrlich dankbar…

Ich war und  bin dankbar dafür das alles erleben zu dürfen (ich kann es nicht oft genug sagen) und dankbar, dass ich hier lernen darf, dass bei weitem nicht alles schlecht ist auf dieser Welt, die meisten Menschen schon gar nicht! Das Gefühl möchte ich gerne mit nach Lesbos nehmen, denn ich denke, dass es dort manchmal verloren geht und das ist unendlich traurig.

Bis die Tage.

Liebe Grüße

Mo