Ein echt schwieriges Thema, grade als Mann. Aber da es grade überall diskutiert wird und auch wirklich angesprochen werden muss, habe ich mich entschieden, dazu etwas zu recherchieren und zu schreiben. Femizid beschreibt die Gewalt bzw. den Mord an Frauen, oft durch ihren Partner. Jede dritte Frau in Deutschland ist davon betroffen. Die Gewalt zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Frauen seien Bürger zweiter Klasse, kritisiert man in der Türkei den Austritt aus den Istanbul- Konventionen, die eine gesetzliche Grundlage für die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen darstellen. Man möchte die Familie schützen, das sei mit dieser Regelung nicht möglich, hört man aus konservativen Kreisen in der Türkei, die Regierung selbst begründet den Schritt überhaupt nicht. Sie tritt einfach aus.

Als ich in der Türkei war, habe ich eine junge Frau aus Russland kennengelernt. Sie saß deprimiert auf dem Balkon unseres Hotels, als wir ins Gespräch kamen. Sie weinte, weil sie kurz zuvor auf dem Basar von einer Gruppe Männer wegen ihrer freizügigen Kleidung beschimpft worden war, bis eine schwedische Familie ihr aus der Situation half und sie zur Polizei begleitete. Ich war nicht dabei, aber es klang für mich nach einer bedrohlichen Situation. Sie hatte das zumindest so empfunden.

Und auch Polen ist auf diesem Pfad.

Außer von Olga habe ich ähnliche Geschichten von Frauen in Deutschland oder anderswo schon oft gehört und spätestens seit der#Metoo Debatte und Luke Mockridge oder Extremfällen wie Bill Cosby, Jeffrey Epstein oder R. Kelly sollte allen klar sein, dass diese Form des Umgangs mit Frauen in manchen Teilen der Gesellschaft alltäglicher Wahnsinn ist.

Femizid ist ein Begriff, der auch vom Feminismus geprägt ist. Frauen sind lange nicht überall gleichberechtigt und es gibt Frauen, die Gleichberechtigung ablehnen und die „traditionelle Geschlechterrolle“ präferieren. Eva Hermann ist so ein Beispiel für Antifeminismus. Frauen mussten sich ihre Position in der europäischen Gesellschaft vor über hundert Jahren schwer erkämpfen. Die Suffragetten waren die Voreiter und landeten reihenweise in den Gefängnissen. Es kam zu Hungerstreiks und Straßenkämpfen. So entstand irgendwann der heutige Feminismus, hart erkämpft, wichtig.

Die Suffragetten Bewegung ging dem Feminismus von heute voraus.

Wie in jeder Ideologie gibt es auch hier Extreme, aber wenn man die ausblendet bleibt die Sache doch immer noch eine wichtige, es geht darum die Bevölkerung paritätisch zu gestalten, nicht patriachal. Vielleicht liegt darin ein Schlüssel zu weniger Gewaltanwendung, denn der Begriff Maskizid, der Mord an Männern durch ihre Partnerinnen existiert nicht und die Sache an sich ist auch deutlich seltener in dieser Konstellation. Frauen, die ihre Männer töten, tun dies auch nicht selten aus Notwehr.

Manche sagen, Männer dürften heute nicht mehr Männer sein, aber das ist Quatsch, sie dürfen Männer sein, aber sich nicht mehr, wie Arschlöcher benehmen. Körperliche Überlegenheit sollte kein Argument in einer Beziehung sein. Eine Beziehung zwischen Partnern beruht auf gegenseitigem Respekt. In dem Zusammenhang kurz eine Kritik am „Ehrenmann“ Prinzip. Schön, dass man jungen Männern ein Konzept von „ehrenhaftem“ Verhalten beibringen will, aber, je nach Auslegung des Begriffs, muss klar sein, eine Frau ist kein Besitz. Wenn sie ihn verletzt oder verlässt, muss er damit leben und nicht sie dafür sterben.

Frauen haben einen schwierigen Stand, wenn es darum geht häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch anzuzeigen. Aus diesem Grund werden mit Istanbul- Konventionen Hilfsangebote geschaffen, die es z.B. in der Türkei so nun NICHT gibt. Obwohl ich grade letztes Jahr noch so positiv überrascht war, dass es in der Türkei ein Denkmal im Rahmen einer Kunstaktion gab, bei dem Schuhe ausgestellt wurden für jeden Femizid, der sich in dem Jahr ereignet hatte. Viele Schuhe, die man dort sehen musste.

Es gibt keine Kultur in der es keine Gewalt gegen Frauen gibt, man sollte in diesem Punkt klar Männer im Allgemeinen adressieren, egal welcher Herkunft. Frauen brauchen Schutz, den der Staat natürlich nicht in jeder Situation leisten kann, aber Infrastruktur, wie Frauenhäuser und Sozialarbeiter, sollte es ausreichend geben. In Deutschland gibt es die nicht. Es fehlen 14.000 Betten in Frauenhäusern. Der Bedarf ist also wirklich groß. An der Stelle nochmal ein Hinweis für das TZFO zu spenden. Nicht selten sind Frauen im Therapiezentrum, weil sie Opfer solcher Gewalt geworden sind.