Moin ihr lieben,

Nun bin ich also angekommen, auf einer der größten griechischen Inseln, vor der türkischen Küste. Ich bin nicht sicher, was meine Erwartungen waren oder eure, aber von einem Horrorszenario wurde ich nicht empfangen, im Gegenteil. Dank Ursula (Hoffnung Leben e.V.) hatte ich nach der Ankunft mit der Fähre und dementsprechend wenig Schlaf eine Anlaufstelle, die ich ansteuern konnte. Das war schon einmal Gold wert. Ich muss also nicht aufwendig die nächsten Tage organisieren und von A nach B ziehen, wie die letzten Wochen. DANKE!

 

Die alte Villa, in der ich untergebracht bin. Hat was.

In einer nahe am Hafen von Mytilini gelegenen alten Villa hat eine der NGOs, die „Hoffnung Leben e.V.“ vor allem mit Essen unterstützt Quartier mit einigen Übersetzern bezogen. Dort hat mir ein Zimmer gegeben und hat mich auch sehr freundlich empfangen. Ich kam in den frühen Morgenstunden dort an und eine der Übersetzerinnen (Lousanne aus Afghanistan) öffnete mit die Tür. Das Zimmer war noch nicht fertig, also lud man mich in die Küche ein, wo nach und nach die anderen Bewohner eintrudelten, wir frühstückten gemeinsam und Unterhielten uns. Die 5 Übersetzer (Lousanne, Zeki, Noori, Hussein und den anderen Namen erinnere ich grade leider nicht) stammen alle aus Afghanistan und sind selbst als Geflüchtete auf die Insel gekommen. Neben mir, als Neuankömmling in dieser Runde, leben noch Megan (eine britische Krankenschwester) und Kathie (die Gründerin der NGO) in dem Haus. Alle waren vom ersten Moment an sehr offen und herzlich, was mich sehr gefreut hat. Ich war leider vor allem müde.

Nach der Ankunft noch echt müde von Flug, Zug, Flug, Bus und Fähre.

Nach dem Frühstück ging ich erstmal ein wenig die Umgebung erkunden. Ich muss das immer machen, denn ich bin erst wirklich entspannt, wenn ich einmal gesehen habe, welche Möglichkeiten zum einkaufen etc. es in der Umgebung gibt und natürlich war ich auch neugierig, wie es so aussieht auf Lesbos. Schön, war das erste, was mir einfiel und dieser Eindruck vertiefte sich mit der Zeit.

Die Bucht der Hauptstadt Mytilini.

Ich aß etwas und ging dann zurück. Da das Haus immer mal wieder wechselnde Gäste hat, war das Zimmer bzw. das Stockwerk in dem ich wohnte noch nicht gereinigt. Ich war wirklich müde und wollte später noch Ursula treffen. Zeki war dann so lieb mir die Möglichkeit zu geben mich kurz in einem ihrer Betten auszuruhen, wofür ich wirklich dankbar war. Ausgeruht ging es dann zum Treffen mit Ursula. Sie wollte mir zeigen, was sie in ihrem Raum, den sie „Ariadne“ getauft hat, so alles tut.

Lesbos ist eine der „Inseln der Seligen“ und „typisch griechisch“ ist mein Eindruck bis jetzt. So habe ich es mit jedenfalls immer vorgestellt. Sehr schön.

Etwas versteckt, aber gut zu Fuß zu erreichen, kam ich im „Ariadne“ an und Ursula begrüßte mich herzlich. Ich weiß nicht ob ihr die griechische Mythologie kennt, aber Ariadne wurde dem Minotaurus geopfert, der sie in einem Labyrinth gefangen hielt, aus dem sie mit Hilfe des Ariadnefadens heraus fand. In meiner, von der Red.Line.Challenge geprägten Phantasie, war das ein roter Faden, den sie spannte und ähnlich sehe ich auch Ursulas Arbeit auf der Insel. Sie geht unbeirrt ihren Weg und hält an ihrem Faden fest, der da heißt, Menschlichkeit vor Verschlossenheit. Ich versuche mit dieser Aktion und der Seite an anderer Stelle einen ähnlichen Faden zu spannen und viele der Helfer hier wollen das auch.

Ursula ist mit vollem Körpereinsatz dabei, wenn es sein muss. Sie sorgt dafür, dass die Frauen sich wohlfühlen.

Die Stoffspenden an „Hoffnung Leben e.V.“ kommen immer gut an. Wenn ihr solche Stoffe habt, kontaktiert Ursula auf der Website des Vereins, sie freut sich sicher.

Aber spendet bitte keinen Müll. Niemand braucht einen Cowboyhut in Deutschlandfarben, auch hier nicht!

In ihrem Raum „Ariadne“ geht es dann auch vor allem um Stoffe, bereits verwobene Fäden, die den Frauen aus dem Camp die Möglichkeit geben sollen, dem harten Alltag im Camp für ein paar Stunden zu entfliehen, um sich zu treffen, gemeinsam kreativ zu sein oder einfach einmal runterkommen. Im Therapiezentrum für Folteropfer habe ich ähnliche Kurse besucht und ich weiß, dass so etwas sehr, sehr wichtig für betroffene ist. Außerdem finden auch andere Veranstaltungen dort statt und wenn auch nicht besonders groß, erscheint mir dieser Raum eine große Sache zu sein und Ursulas ganzer Stolz. Sie und eine Mitarbeiterin, die selbst geflüchtete ist, kümmern sich um die Frauen und die Frauen nehmen das dankbar an.

So wie Ursula und ihre Mitarbeiterin ein Herz für die Frauen haben, haben die ein Herz für sie.

Noch kann ich nicht genau sagen, wie es in den nächsten Tagen weitergeht, aber ich hoffe, dass ein Besuch im Camp möglich ist (das ist nicht einfach) und dass ich noch mit einigen Helfern und Geflüchteten sprechen kann. Ich werde mein bestes Versuchen euch auf dem Laufenden zu halten.

Die Red.Line.Challenge ist noch nicht zuende. Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt jemals enden wird. Herausforderungen gibt es genug. Helft gerne weiter mit, wenn ihr mögt.

Ich hoffe, dass ihr weiter dabei seid und ihr dürft auch gerne weiter Spenden. Das Geld wird für Essen für die Helfer, Stoffe oder andere Projekte immer gebraucht. Ein kleiner Betrag kann hier schon viel bewegen. Danke für eure Aufmerksamkeit bis jetzt. Ich bin froh, dass ihr euch interessiert, auch das ist für mich schon ein großer Gewinn.

Liebe Grüße

Mo