Aristoteles` Seelenlehre bewegt sich im Raum zwischen Teleologie und Kausalität. Aristoteles geht davon aus, dass die Seele das ist, was den Körper komplettiert. Die Seele steht im Verhältnis zum Körper, wie das Augenlicht zum Auge. Körper und Seele gehören zusammen. Die Seele von etwas zeigt uns an, dass es lebendig ist. Ohne eine Seele ist der Körper nicht lebensfähig. Dieses Denken entwickelte sich aus der Lehre Platons, der davon ausging, dass es eine unsterbliche Seele gibt, die auch ohne Körper existieren kann. Beide Lehren sind teleologischer Natur. Sie gehen davon aus, dass die Seele die Ursache des Lebendigen ist. Sie glauben an einen unbewegten Beweger. Zur Teleologie gehört auch der Glaube an einen Gott oder an viele Götter. Dem gegenüber steht der Gedanke der Kausalität, die die Wissenschaften prägt und davon ausgeht, dass das Ursache- Wirkungsprinzip das Leben bestimmt. Stichwort: Schmetterlingseffekt oder Dominosteine.

Ups! Gemeint sind die anderen, ihr wisst schon, die die umfallen. Da kann man mal sehen, wie wichtig es ist Begriffe zu definieren.

 

Entstanden sind diese speziellen philosophischen Gedanken in einer alten griechischen Seele. Aber ihr Ursprung ist nicht Griechenland. Ihr Ursprung ist das Leben. Die Wiege der Demokratie ist das Leben. Die Wiege der Menschheit ist das Leben. Der Ursprung des Denkens ist das Leben und der Ursprung der Dominosteine ist Aachen. Der Ursprung von LEGO- Steinen ist Dänemark. Bei den einfachen „Dingen“, wie dem Auto oder eben einem Stein, mag es möglich sein die verschiedensten Ursprungsorte genau auszumachen, bei den Gedanken gibt es nur einen, das ist das Leben und das ist überall.  Sokrates war der Lehrer Platons, der der Lehrer von Aristoteles war, der der Lehrer von Alexander dem großen gewesen sein soll. Kausalität? Vorhersehung? Zufall? Mythos? Sokrates lebte um 400 v.Chr. 400 Jahre bevor sich Maria und Joseph angeblich auf den Weg nach Betlehem im heutigen Palästina gemacht haben sollen.  600 Jahre nachdem die Kinder Abrahams in Ägypten vom Pharao versklavt wurden und von Moses gerettet worden sein sollen. 1700 Jahre nach den ersten hinduistischen Ritualen zu Gunsten der Götter in Indien. 1500 Jahre vor der Offenbarung des Koran an den Propheten Mohammed zwischen Mekka und Medina. 150 Jahre nach Siddhartha Gautama, der den Buddhismus nach Asien gebracht haben soll, nachdem er meditierend den Zustand des Nirvana erreicht haben soll. 1500 Jahre nach dem Daoismus und Konfuzianismus Asiens Gedankenwelt prägten und 2400 Jahre vor Friedrich Nietzsche, der Gott für tot erklärte. 2500 Jahre vor dem ersten Smartphone, dass es jedem möglich macht, all diese Geschichten überall auf der Welt nachzulesen und nachzuvollziehen.

Mit dem Smartphone kann ich auf dem Himalaya die Religion von den Aborigines in Australien studieren und ich werde lernen, dass ihre Art zu leben genauso richtig ist, wie meine.

Der Ursprung aller Religionen ist der gleiche. Der Ursprung allen Lebens ist der gleiche. Entscheidend ist nicht das Wort, sondern sein Ursprung. Nicht das Wort eines Gottes macht eine Religion aus, sondern sein Ursprung. Glaubensvorstellungen entwickeln sich auf der ganzen Welt in unterschiedlichster Weise. Alle haben komplexe kulturell- gesellschaftliche Ursachen, aber im Grunde nur einen Ursprung und das ist das Bedürfnis des Menschen nach spiritueller Zerstreuung der Wirklichkeit. Je härter die Wirklichkeit, umso wahrscheinlicher ist auch eine starke, ritualisierte Glaubensvorstellung von Nöten, um diese zu ertragen. So war es immer. In der Not finden viele Menschen zum Glauben. Man denke an Kranke und Sterbende. In Europa waren die Kirchen lange „Herrscher über die Gedanken“, vor allem im Mittelalter. Das Mittelalter in Europa war für viele eine schwere Zeit. Eine Zeit der Not. Nur wenige hatten viel. Die Könige in ihren Burgen, Mönche in den Klöstern und Sänger auf der Straße bestimmten den Dialog. Das geschriebene Wort war ein kostbares Gut zu dieser Zeit und es war „Gott gegeben“. Im Falle der mittelalterlichen, europäischen Texte ist damit aber auch eine Feindseligkeit gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften einher gegangen. Es gab viele sog. „Glaubenskriege“ und leider gibt es sie noch heute. Schon im Mittelalter gab es diese Feindseligkeiten, die ich vor allem mit Xenophobie (der Angst vor dem Fremden) erklären würde. Ich glaube, dass religiöse Kriege ein zeitloses Phänomen sind und dass eine höhere technische Entwicklung nicht dazu führt, dass Menschen „aufgeklärter“ wären. Es gibt die, die einer Religion anhängen und die, die sich davon distanzieren. Es gibt immer und überall beides.

1700 Jahre nachdem Jesus von Nazareth verstorben war, gewannen rationales Denken, Selbstwert und Psychologie immer mehr Einfluss auf das Denken der Menschen. Man nannte das in Europa später die Zeit der „Aufklärung“. Das alte griechische Denken was all dem vorausgegangen war, war vom Pantheismus geprägt. Der Olymp mit seinen Göttern repräsentierte sozusagen die Seele der Welt, wie sie sich die alten Griechen vorgestellt haben. Götter haben überall auf der Welt die Eigenschaft, dass sie den Menschen gerne Vorschriften machen. In der Zeit der „Aufklärung“ wurde all das hinterfragt und viele Gedanken und Vorschriften, die die Menschen von ihren „oberen Herren“ erhalten hatten wurden von der Guillotine geschreddert.

„Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ sagte Kant

und inspirierte damit viele Generationen. Wenn wir uns dieses Verstandes heute bedienen, in einer Zeit der Möglichkeiten, die es so nie gegeben hat, sollte uns klar werden, dass es heute zwar einfacher ist die Grenze der Erreichbarkeit zu überwinden, aber dass das noch lange nicht automatisch zu mehr Verständnis führt. Kommunikation bedeutet immer auch so etwas wie „Arbeit.“ Man muss sich miteinander auseinandersetzen und sich auch selbst hinterfragen und damit sollten wir jetzt ernsthaft anfangen. Hier könnte man Marx Theorien noch mit einbringen, wenn man bedenkt, dass wir uns schon weit von der Produktion entfernt haben und so den Wert der Arbeit nicht mehr wirklich wahrnehmen. Wir haben keinen Anteil mehr daran, weil wir das Ergebnis nicht sehen. Ähnlich funktioniert Außenpolitik. Wir sehen die Folgen unseres Handelns nicht mehr, wir spüren sie nicht direkt. Wir spüren die Wolle des Pullovers zwar auf der Haut, aber nicht mehr die Hände, die ihn genäht haben. Wir sind weit entfernt von diesen Händen.

Ich finde aber trotzdem auch, dass Deutschland an manchen stellen schon auf einem guten Weg ist, an anderen noch lange nicht. Wir sind ein Land, dass viele Geflüchtete aufgenommen hat und das zeigt, es funktioniert trotzdem noch. Wir haben Probleme, aber die Kultur, wenn man sie örtlich begrenzen möchte, wächst weiter. Sie wächst an Diskussionen um Skandale, wie den um Gil Ofarim oder an gemeinsamer Trauer nach schrecklichen Anschlägen, wie Hanau. Kultur wächst an Herausforderungen. Damit das Wachstum, um das es eigentlich wirklich geht, das kulturelle, funktionieren kann, müssen Kulturen sich begegnen und sie müssen aneinander wachsen, damit sie gemeinsam existieren können. Dieser Prozess ist auch ein Kampf, denn Kultur ist eben selten homogen.

So wie es zum Beispiel auf dem Gelände von OHF auf Lesbos gelebt wird.

Um nochmal zur Kausalität zu kommen und zur Chaostheorie, will ich sagen, dass es mit der Bewegung doch so ist, man kann nie wissen, was man anstößt, aber es könnten große Dinge passieren. Wir sollten der Seele wieder mehr Raum geben und uns bewusst werden, was uns und andere eigentlich bewegt. Auch wenn wir nicht wissen, was es ist, bewegt es uns ja trotzdem und das verbindet uns eben alle. Uns alle verbindet das Leben und das Leben ist einmalig. Wir sollten alle ein Interesse daran haben es zu schützen.

In diesem Sinne liebe Grüße!

Mo